FUZZY PASSAGES
Verortete Zeiten. Gezeitigte Orte.
Unweigerlich denkt man bei dem Titel Fuzzy Passages, den Helmut Heiland seinen Farbmalereien vorangestellt hat, an Walter Benjamins Passagen-Werk; an das (romantische) Flanieren, an Zeiträume und Zeitorte, an das Zeit-Vertreiben und an das Zeit-Verlieren. Doch der Flaneur, der hier am Werk ist, hält nicht Ausschau nach Momentaufnahmen: er verwischt Aufnahme-Momente, verschiebt das Zeit-Raum-Gefüge. Helmut Heilands Fotografien entdecken Passagen als Schwellen-Orte und changieren zwischen dem Realismus eines Fotos und dem Farbenspiel abstrakter Malerei. Das Phänomen ist nicht neu, schon Leonardo begeisterte die Nachwelt mit seinem „Sfumato“. Bei Helmut Heiland sind es Orte, in denen die flüchtigen Manifestationen der Natur, der Landschaften, zu neuen Kontexten verwoben werden. Und auch mit dem Fragmentarischen spielen diese Arbeiten, das Fragmentarische in einer neuen, nahtlosen Zusammensetzung hinterfragend: Das Miteinander der einzelnen Bildmomente erzeugt sukzessive neue Bilder, aus immer variierenden Konstellationen werden Verknüpfungen, Überlappungen, Verdichtungen gewonnen. Das Bild selbst wird so zum Durchgangsort, ist die Passage, von der es erzählt, Orte und Zeiten auf den Bildern geraten in Kommunikation und verweisen auf einen Zeit-Raum, in dem Gewesenes und Nicht-Gewesenes koexistieren: Zeit wird lesbar, sichtbar gemacht, es gibt keine Realität, nur noch simultane oder zeitversetzte Realitäten.
Petra Kislinger, 2022
„Weil ablenkende realistische Details eliminiert sind, weil Reales und Abstraktion ineinander übergehen, tritt das Wesentliche deutlicher hervor.“ Helmut Heiland